Prozessübergreifende Röntgeninspektionsstrategie im Batteriezellbau
Zentraler Baustein einer ökologisch und ökonomisch erfolgreichen Produktion von Batteriezellen für die Elektromobilität ist eine hohe Material‐ und Energieeffizienz. Maßgeblich für die Optimierung der Ressourcennutzung ist die Entwicklung von Fertigungsprozessen, mit denen ein möglichst geringer Ausschuss produziert wird. Dazu ist der Einsatz von Prüfprozessen entlang der Fertigungskette notwendig. Ein sehr hoher Prüfaufwand ist im Produktionsabschnitt Zellbau erforderlich, um die inneren geometrischen Merkmale der Batteriezelle mittels Röntgenstrahlung zu kontrollieren. 100%‐Messungen von sicherheitskritischen Merkmalen mit Röntgeninspektionen haben hohe Investitions‐ und Betriebskosten zur Folge. Darüber hinaus erreichen die messenden Röntgeninspektionen noch nicht die geforderten Prüfzeiten von wenigen Sekunden, da der Messprozess durch die Aufnahme vieler Röntgenbilder realisiert wird. Als Zwischenlösung wird die planare Radiographie eingesetzt, mit der durch die schnelle Aufnahme nur eines Röntgenbildes lediglich eine qualitative Prüfung durchgeführt wird und somit die Anforderungen einer Messung nicht erfüllt werden. In den letzten Jahren ist jedoch mit der Weiterentwicklung der Röntgenkomponenten eine signifikante Verkürzung der Prüfzeiten durch schnellere Aufnahmen umgesetzt worden, wodurch der Einsatz als 100%‐Messprozess zunehmend realistischer wird. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jedoch weitere Potenziale ausgeschöpft werden, die vor allem nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Entscheidungskriterien berücksichtigen. In dieser Arbeit werden Lösungsansätze entwickelt und erprobt, die sich aus der anforderungsorientierten und prozessübergreifenden Abstimmung von Röntgeninspektionen und Kamerasystemen im Zellbau ergeben. Ausgehend von einer technischen und wirtschaftlichen Analyse der Fertigungsschritte und der Prüftechnik werden drei Lösungsansätze in einer prozessübergreifenden Röntgeninspektionsstrategie entwickelt sowie in einer Pilotlinie erprobt. Erstens werden mehrere Röntgeninspektionen zusammengefasst und vor der Elektrolytbefüllung in einer Online‐Multimerkmal‐Computertomographie realisiert, sodass ein Messprozess für die Prüfmerkmale „Lage der Elektroden“, „Beschädigungsfreiheit des Elektroden‐Separator‐Verbundes“ und Maßhaltigkeit der Schweißnaht“ innerhalb von sechs Sekunden für einen definierten Prüfbereich realisiert wird. Zweitens ermöglicht eine Fusion von Daten aus einem Kamerasystem und der Computertomographie eine Reduktion der Anzahl der zu prüfenden Bereiche der Batteriezelle, wodurch eine Reduktion der gesamten Prüfzeit erzielt wird. Drittens wird eine optische Sichtprüfung entwickelt, die eine frühzeitige Detektion von Ausschuss durch eine attributive Prüfung ohne Röntgenstrahlung realisiert. Abschließend wird eine Anwendungsempfehlung der prozessübergreifenden Röntgeninspektionsstrategie für die derzeit in Planung befindliche Serienfertigung gegeben, um das Risiko der Auslieferung einer Batteriezelle mit inneren geometrischen Merkmalen außerhalb der Spezifikation auf ein Minimum zu reduzieren.
High material and energy efficiency is a key factor in the ecologically and economically successful production of battery cells for electromobility. Developing manufacturing processes that produce as little waste as possible is crucial to optimising the use of resources. This requires the use of testing processes throughout the production chain. In cell assembly, a very high level of testing is required to check the internal geometric features of a battery cell using X‐rays. 100% measurement of safety critical features with X‐ray inspection results in high investment and operational costs. In addition, X‐ray inspection does not yet achieve the required inspection times of a few seconds because the measurement process is realised by taking multiple X‐ray images. As a temporary solution, planar radiography is used, which only provides a quick qualitative inspection by taking a single X‐ray image and therefore does not meet the requirements of a measurement. In recent years, the development of X‐ray components has led to a significant reduction in inspection times thanks to faster images, making its use as a 100% measurement method more realistic. To achieve this goal, further potential must be exploited, taking into account not only technical but also economic decision criteria. In this thesis, solutions are developed and tested that result from the requirement oriented and cross‐process coordination of X‐ray inspection and camera systems in cell assembly. Based on a technical and economic analysis of the production steps and the inspection technology, three approaches for a cross‐process X‐ray inspection strategy are developed and tested in a pilot line. Firstly, several X‐ray inspections are combined and executed in an online multi‐feature computed tomography prior to electrolyte filling, enabling a measurement process for the inspection features ʹposition of the electrodesʹ, ʹdefect‐free electrode‐separator compositeʹ and ʹdimensional accuracy of the weld seamʹ to be realised within six seconds for a defined inspection area. Secondly, by fusing data from a camera system and computed tomography, the number of inspection areas of the battery cell to be inspected can be reduced, thereby reducing the overall inspection time. Thirdly, an optical visual inspection system is developed that enables the early detection of rejects by means of an attributive test without X‐rays. Finally, a recommendation for the application of the cross‐process X‐ray inspection strategy is given for the currently planned series production in order to minimise the risk of delivering a battery cell with internal geometric features outside the specification.
Preview
Cite
Access Statistic
