Modellbasierte Potenzialanalyse von Planetengetrieben zur Integration eines Rankine-Prozesses in einen Reisebus
Das Abgas von verbrennungsmotorisch angetriebenen Kraftfahrzeugen weist einen ungenutzten Energieanteil auf. Unter Einsatz eines Rankine-Prozesses kann ein Teil dieser Energie in Nutzarbeit überführt werden. Bei Fahrzeugen mit konventionellem Antriebsstrang und niedrigem Elektrifizierungsgrad lässt sich dieser Prozess elektrisch oder mechanisch an den Motor koppeln. Der Zielkonflikt für eine effiziente Ankopplung besteht hauptsächlich zwischen der Wirkungsgradkette einer elektrischen Kopplung bei drehzahloptimierter Regelung und der eingeschränkten Flexibilität einer mechanischen Kopplung mit festem Drehzahlverhältnis. Dieser Zielkonflikt wird in der vorliegenden Arbeit modellbasiert am Beispiel eines typischen Reisebusses adressiert, indem die Schlüsselkomponenten des Rankine-Prozesses, die Expansionsmaschine und die Pumpe, mit dem Verbrennungsmotor anhand eines Drei-Wellen-Planetengetriebes verbunden werden. Hierdurch erfolgt eine zwanglose Kopplung der Komponenten, sodass sich deren Drehzahlverhältnisse variabel anhand des Fahr- und Abgaszustands ergeben. Durch diese Verknüpfung wird der Systemfreiheitsgrad des Abwärmenutzungsprozesses reduziert. Die Potenzialanalyse des mechanisch gekoppelten Abwärmenutzungsprozesses erfolgt in Referenz zu einem Prozess, der verlustfrei gekoppelt ist und alle Systemfreiheitsgrade aufweist.
Der Vergleich beider Prozesse in dynamischen Fahrzuständen zeigt, dass die Netto-Prozessarbeit des mechanisch gekoppelten Prozesses zwischen 7% und 8% geringer ausfällt. Die Differenz lässt sich hauptsächlich auf die Getriebeverluste sowie den notwendigen Einsatz von Zusatzmaßnahmen zur Sicherstellung der Prozessstabilität und -effizienz zurückführen. Die Effizienzeinbußen aufgrund der Reduktion des Systemfreiheitsgrads fallen gering aus, sofern die Zusatzmaßnahmen inaktiv sind. Ein Vergleich der Prozesse anhand einer Fahrt in der Ebene bei variierender Umgebungstemperatur zeigt, dass die konkrete Getriebeauslegung nicht nur vom Abgas- und Fahrzustand, sondern zusätzlich von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Im Betrieb bei einer von der Auslegungstemperatur abweichenden Umgebungstemperatur resultieren vom Optimum abweichende Prozesszustände, die ausschließlich durch den übrigen Freiheitsgrad, dem Luftmassenstrom des Verflüssigerlüfters, beeinflusst werden können. Dies geht mit Effizienzeinbußen einher, welche mit zunehmender Abweichung von der Auslegungs-Umgebungstemperatur ansteigen. Entspricht die Umgebungstemperatur der Auslegungs-Umgebungstemperatur von 25 °C, fällt die Netto-Prozessarbeit des zwanglos-mechanisch gekoppelten Prozesses knapp 6% geringer im Vergleich zum ideal gekoppelten Prozess aus. Erfolgt der Betrieb bei einer Umgebungstemperatur von −5 °C erfolgt eine Verringerung um 12%, bei einer Umgebungstemperatur von 40 °C um 19%. Anhand von Variationen der Standgetriebewirkungsgrade des Getriebes wird gezeigt, dass diese den Einfluss der Auslegungs-Umgebungstemperatur auf die Systemeffizienz nicht nennenswert verschärfen. Zudem wird anhand dieser Variationen ein Technologievergleich zu einer generischen, verlustbehafteten Kopplung des Abwärmenutzungsprozesses unter Berücksichtigung der Wirkungsgradkette und der Randbedingungen ermöglicht.
The exhaust gas from combustion engine-powered vehicles contains an unused portion of energy. By employing a Rankine process, a portion of this energy can be converted into useful work. In vehicles with conventional drivetrains and hence low electrification levels, this process can be coupled either electrically or mechanically to the engine. The main conflict for an efficient coupling exists mainly between the efficiency chain of an electric coupling with speed-optimized control and the limited flexibility of a mechanical coupling with a fixed speed ratio. This conflict is addressed in the present work with a model-based approach using the example of a typical long-distance bus. The key components of the Rankine process, the expansion machine and the pump, are connected to the combustion engine using a three-shaft planetary gear. This results in a coupling of the components, that allows their speed ratios to vary depending on the driving and exhaust conditions. This linkage reduces the system degrees of freedom of the waste heat utilization process. The potential analysis of the mechanically coupled waste heat utilization process is conducted in reference to a process that is losslessly coupled and has all system degrees of freedom.
The comparison of both processes in dynamic driving conditions reveals that the net process work of the mechanically coupled process is 7% to 8% lower. This difference can be mainly attributed to gearbox losses and the necessary use of additional measures to ensure stability and efficiency of the process. The efficiency losses due to the reduction of system degrees of freedom are relatively small, provided that the additional measures are inactive. A comparison of the processes during a drive on a flat surface with varying ambient temperature shows that the specific gearbox design depends not only on the exhaust and driving conditions but also on the ambient temperature. During operation at an ambient temperature deviating from the design temperature, the process states deviate from their optimum and can only be influenced by the remaining degree of freedom, the air mass flow of the condenser fan. This results in efficiency losses, which increase with increasing deviation from the design ambient temperature. If the ambient temperature corresponds to the design ambient temperature of 25°C, the net process work of the mechanically coupled process is almost 6% lower compared to the ideally coupled process. Operating at an ambient temperature of -5°C results in a reduction of 12%, and at an ambient temperature of 40°C, a reduction of 19% occurs. Through variations of the gearbox efficiencies, it is shown that these do not significantly exacerbate the influence of the design ambient temperature on system efficiency. Additionally, these variations enable a technology comparison with a generic lossy coupling of the waste heat utilization process, considering the efficiency chain and boundary conditions.
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