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Entwicklung der Rissbreiten in Stahlbetonbauteilen unter Betriebsbeanspruchungen

Affiliation/Institute
Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB)
Cramer, Jonas

Die Rissbildung in Stahlbetonbauteilen mit gerippter Bewehrung ist bereits seit den 1960er Jahren Gegenstand intensiver Forschungen. Grundsätzlich gilt: Für ein funktions-tüchtiges und langlebiges Bauwerk müssen die Rissbreiten begrenzt werden. Aufgrund der komplexen Zusammenhänge und auftretender Streuungen ist die Berechnung von Rissbreiten allerdings bis heute mit hohen Unsicherheiten verknüpft. Zusätzlich beeinflussen zeitabhängige Effekte – wie beispielsweise das Betonkriechen, Verbundkriechen und Betonschwinden – die Rissbildung und die Rissbreiten über die Nutzungsdauer eines Bauwerks.
Die Basis der vorliegenden Arbeit bildet eine umfassende Literaturrecherche mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Grundlagen der Rissbildung und des Werkstoffverhaltens von Stahlbeton unter zeitabhängigen Aspekten sowie Streuungen.
Das Rissverhalten zugbeanspruchter Stahlbetonbauteile unter Kurz- und Langzeitbeanspruchung wird mit zwei aufeinander aufbauenden Modellen – dem Rheologischen Modell (RM) und dem Crack Propagation Model (CPM) – analysiert. Beide Modelle werden mit experimentellen Versuchen und einer Rissbreiten-Datenbank validiert und bieten die Möglichkeit zeitveränderliche Einflüsse isoliert zu untersuchen, bevor diese gekoppelt betrachtet werden. Mit diesem Vorgehen werden teilweise gegenläufige Einflüsse zeitveränderlicher Phänomene quantifiziert und in einem Produktansatz überführt. Dieser Ansatz ermöglicht eine genaue Berechnung der zeitlichen Rissbreitenentwicklung unter Betonkriechen, Verbundkriechen und Betonschwinden und kann auf bestehende normative Ansätze übertragen werden. Zudem erfolgt eine Analyse der Streubreite von Rissabständen und Rissbreiten sowie des Einflusses von Schädigungen in Form von Überlasten.
Um den Verlauf der Rissbreiten im Bauteilinneren näher zu untersuchen werden numerische Untersuchungen an einem rotationssymmetrischen FE-Modell mit diskreter Modellierung der Betonstahlrippen durchgeführt. Es zeigt sich ein nahezu qualitativ gleichbleibender Rissbreitenverlauf, der durch zeitabhängige Faktoren unwesentlich beeinflusst wird.
Weiterführende Untersuchungen zur Rissbildung und den Rissbreiten erfolgen anhand eigener zentrischer Zugversuche unter Kurz- und Langzeitbelastung. Die Vergrößerung der Rissbreiten infolge Langzeitbelastung wird bis zu einem Jahr erfasst und weist eine gute Übereinstimmung mit den entwickelten Modellen (RM und CPM) auf. Um die Risse weitergehend zu untersuchen, werden diese unter Last mit einem eingefärbten Epoxidharz verpresst, wobei die Versuchskörper nach dem Erhärten durchgesägt werden. Auf Basis dessen wird ein Ansatz zur Beschreibung des Rissbreitenverlaufs von der Bewehrung zur Bauteiloberfläche entwickelt, der in bestehende Berechnungsansätze integriert werden kann und auch für großmaßstäbliche Zugversuche mit großen Betondeckungen eine hohe Übereinstimmung aufweist.
Abschließend erfolgt eine kompakte Aufstellung der entwickelten Ansätze zur Berechnung der Streubreite, des Rissbreitenverlaufs und der zeitlichen Entwicklung der Rissbreiten.

The formation of cracks in reinforced concrete members with ribbed reinforcement has been the subject of intensive research since the 1960s. The basic principle is that crack widths must be limited to ensure a functional and durable structure. However, due to complex interactions and occurring scattering, the calculation of crack widths is still associated with high uncertainties to this day. In addition, time-dependent effects – such as concrete creep, bond creep and concrete shrinkage – influence crack formation and crack widths over the service life of a structure.
The basis of the present thesis is a comprehensive literature review with a summary of the most important fundamentals of crack formation and material behaviour of reinforced concrete under time-dependent aspects as well as scattering.
The cracking behaviour of reinforced concrete members subjected to tension under short and long-term loading is analysed using two interrelated models – the Rheological Model (RM) and the Crack Propagation Model (CPM). Both models are validated with experimental tests and a database of crack widths. They offer the possibility to analyse time-variable influences in isolation prior to a combined analysis. Through this approach, the sometimes opposing influences of time-variable phenomena are quantified and incorporated into a product approach. This approach enables an accurate calculation of the time-dependent crack width development under concrete creep, bond creep and concrete shrinkage and can be applied to existing normative approaches. Furthermore, an analysis of the scattering range in crack spacing and crack widths as well as the influence of damage in the form of overloads is conducted.
In order to investigate the variation of crack widths within the concrete cover in more detail, numerical studies are carried out on an axisymmetric FE model with discrete modelling of the reinforcing steel ribs. The results show an almost qualitatively consistent crack width profile which is not significantly influenced by time-dependent factors.
Further investigations on crack formation and crack widths are carried out by testing tension members under short and long-term loading. The increase in crack widths due to long-term loading is recorded for up to one year and shows good agreement with the developed models (RM and CPM). In order to examine the cracks in more detail, they are injected under load with a coloured epoxy resin, and after hardening the test specimens are sawn open. Based on this, an approach to describe the crack width profile from the reinforcement to the component surface is developed. This approach can be integrated into existing crack width calculation approaches and also shows high conformity for large-scale tensile tests with large concrete covers.
Finally, the developed approaches for calculating the scattering, the variation of crack widths within the concrete cover, and the development of the crack widths over time are summarised.

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