Pia Tafdrup und die Deutsche Literatur
Die vorliegende Dissertation im Fach Germanistik (Neuere deutsche Literatur), verfasst von Angela Mellmann, betreut von Prof. Dr. Erich Unglaub, an der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, untersucht Leben und Werk der dänischen Lyrikerin Pia Tafdrup (*1952) in Hinblick auf die deutsche Literatur.
Tafdrup debütierte 1981 mit ihrem Lyrikband Når der går hul på en engel (Wenn ein Engel Löcher bekommt). Bis heute sind 26 Gedichtbände, zwei Schauspiele, eine Poetik, zwei Romane und ein Hörspiel erschienen. Obwohl sie zu den bedeutendsten Lyrikerinnen in Dänemark zählt, ist das Werk von Pia Tafdrup in Deutschland wenig bekannt und nahezu unerforscht. Diese Untersuchung stellt erstmals Biografie, dichterisches Selbstverständnis und dänisch-jüdische Identität vor. Zugleich werden Verknüpfungspunkte ihres Lebens und Schaffens zur deutschen Literatur und zu Deutschland herausgearbeitet. Beziehungen zu Deutschland und zur deutschen Literatur in Tafdrups Werk stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Das Untersuchungsfeld wird durch die Berücksichtigung von Übersetzungen, Veröffentlichungen und Lesungen in Deutschland, sowie ihre Präsenz in der deutschen Presse und auf deutschen Internetplattformen für Lyrik ergänzt.
Die Untersuchung stützt sich zu einem großen Teil auf Dokumenten, die Tafdrups Privatsammlung entstammen und von der Lyrikerin zur Verwendung für diese Arbeit zur Verfügung gestellt worden sind. Zu diesem reichhaltigen Material wurden relevante dänische und deutsche Fachliteratur, die Originalwerke und die bislang noch überschaubaren Übersetzungen in die wissenschaftliche Argumentation einbezogen. Weggefährten der Lyrikerin in Deutschland stellten Dokumente zur Verfügung oder waren zu kurzen Interviews via Telefon oder E-Mail bereit. Ulrike Draesner stellte ein privates Dokument über Tafdrup zur Verfügung; Michael Krüger und Pia-Elisabeth Leuschner vom Lyrik Kabinett München beantworteten Fragen zur ‚Poetica‘ in Köln und zur Veröffentlichung von Tafdrups erstem, vollständig auf Deutsch übersetzten Werk Tarkowskis Pferde (2017), das im Lyrik Kabinett in München veröffentlicht wurde. Nico Bleutge moderierte ein Jahr später eine Veranstaltung im Haus für Poesie (HfP) in Berlin, zu der Tafdrup geladen war. Er erläuterte auf Anfrage in einer E-Mail die Gründe für seine Artikel über Tafdrup in der FAZ. Christiane Lange vom HfP stellte den Kontakt zu Nico Bleutge her und erläuterte die Gründe für die Einladung Tafdrups zu der Lesung im HfP. Nefeli Kavouras von der Hafenlesung Hamburg erläuterte, wie es 2018 zu der Einladung Tafdrups nach Hamburg kam. Peter Urban-Halle, neben Hanns Grössel der wichtigste Übersetzer ihrer Gedichte auf Deutsch, beantwortete Fragen zu den Veröffentlichungen in die horen und akzente.
Als Ergebnisse können zahlreiche biografische und literarische Beziehungen zu Deutschland und zur deutschen Literatur festgestellt und differenziert dargestellt werden. Diese Verbindungen sind bereits in den ersten Werken Tafdrups zu finden und ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Schaffen. Besonders Rainer Maria Rilke und Paul Celan werden häufig erwähnt, aus ihren Werken zitiert und ihr Einfluss an den Texten erfassbar. Manfred Peter Hein zählt zu den deutschen Lieblingsautoren der Dänin, einige Gedichte der deutschen Lyrikerin Ulla Hahn hat Tafdrup selbst in den frühen 1980er Jahren auf Dänisch übersetzt. Durch die Freundschaft zu der dänischen Lyrikerin Inger Christensen lernte Tafdrup Hanns Grössel kennen, der einige ihrer Gedichte auf deutsch übersetzte. Peter Urban-Halle nahm 1987 ein Gedicht Tafdrups in die Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik die horen auf und legte damit den Grundstein für ihr Bekanntwerden in Deutschland. Durch die Darstellung ihrer literarischen und biografischen Beziehungen zu Deutschland wird eine erkennbare Lücke in der Forschung skandinavischer Literatur in Deutschland gefüllt. Zugleich werden zeitgeschichtliche Bezüge in den deutsch-skandinavischen Verhältnissen herausgearbeitet.
This doctoral thesis in Modern German Literature, written by Angela Mellmann and mentored by Prof. Dr. Erich Unglaub, is about the danish writer, primally poet, Pia Tafdrup (*1952) and her relation(s) to german literature.
Pia Tafdrup made her literary debut in 1981 with "When an Angel Breaks her Silence". Until today she published 26 collections of poetry, translated into more than twenty-five languages.
This thesis is about her biography, her poetic philosophy, her danish-jewish identity und her relation to Germany and german literature.
Most documents are from Pia Tafdrups private collection.
The results are a number of relations to Germany and german literature, especially to Rainer Maria Rilke and Paul Celan.
This thesis closes a significant hole in scandinavic studies in Germany.
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