Abbildung der Rauheitswirkung von Vorlandvegetation in der ingenieurtechnischen Anwendung
Natürliche Ufer und Vorländer zeichnen sich durch eine artenreiche Vegetation aus, die einen wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna darstellt. Bei Durch- und Überströmung kann die Vegetation aber auch einen erheblichen Einfluss auf das Strömungsfeld haben und bei Hochwasserereignissen zu einer Erhöhung der Wasserstände führen. Für die Planung und Umsetzung wichtiger naturnaher Lösungen sind daher Werkzeuge zur Abbildung der Interaktion zwischen Strömung und Vegetation in hydrodynamisch-numerischen Modellen unerlässlich. Trotz zahlreicher Entwicklungen auf diesem Gebiet bestehen derzeit noch Defizite. Dies betrifft insbesondere die Abbildung flexibler überströmter Vegetation sowie die Modellierung natürlicher Vegetationsbestände, die sich aus unterschiedlichen Vegetationstypen mit heterogenen Eigenschaften (z. B. hinsichtlich Flexibilität, Dichte und Höhe) zusammensetzen. Ziel dieser Arbeit ist es diese Lücken zu schließen und die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen von Vegetationsansätzen für großflächige Anwendungen aufzuzeigen. Es werden ein erweiterter Vegetationsansatz für durch- und überströmte flexible Vegetation sowie zwei Methoden zur Berücksichtigung von Mischbewuchs eingeführt. Der neue Vegetationsansatz sowie mehrere bestehende Ansätze wurden in die Open-Source Simulationssoftware Telemac-2D implementiert. Die Untersuchungen wurden auf verschiedenen Skalen – von Laboruntersuchungen bis hin zu einer großflächigen Anwendungsstudie – durchgeführt und umfassen neben einer Unsicherheitsanalyse auch eine Validierungsstudie im Naturmaßstab für naturnahe Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Modellierung von Vegetation neben der Dichte insbesondere die Höhe im überströmten Fall einen signifikanten Einfluss auf die Rauheitswirkung haben kann. Der Einfluss der Flexibilität hängt stark von den Eigenschaften der Vegetation ab, kann aber zu einer deutlichen Reduzierung des Widerstandes führen. Einen großen Einfluss auf die Ergebnisse hat zudem die Unsicherheit auf Grund der natürlichen Variabilität der Vegetationsparameter. Im Rahmen einer Anwendungsstudie wurden relevante Vegetationsparameter großflächig aus vorhandenen Airborne-Laserscanning Daten abgeleitet. Bei diesen Daten handelt es sich um klassifizierte 3D-Punktwolken, die originär zur Erstellung eines digitalen Geländemodells erfasst wurden. Es konnte gezeigt werden, dass im Vergleich zu in der Fläche aufgelösten Vegetationsparametern auch mit statistisch ermittelten charakteristischen Vegetationsparametern sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Dabei wird die Vegetation über repräsentative Vegetationsklassen abgebildet, um die unterschiedlichen physikalischen Mechanismen im Modell zu berücksichtigen. Diese Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zum Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis. Bestehende Wissenslücken hinsichtlich der großflächigen Bewertung des hydraulischen Widerstandes von Vorlandvegetation konnten geschlossen werden. Das entwickelte Verfahren stellt einen deutlichen Mehrwert bei der Abbildung von Vorlandrauheiten in 2D-HN-Modellen dar. Die Verwendung von Vegetationsansätzen und die Ableitung von Vegetationsparametern aus Fernerkundungsdaten ermöglichen eine detaillierte, objektive und reproduzierbare Abschätzung des Einflusses von Vegetation auf die hydrodynamischen Verhältnisse auf überströmten Vorländern.
Natural banks and floodplains are characterized by species-rich vegetation, which provides an important habitat for flora and fauna. In the case of through- and overflow, however, vegetation can also have a significant influence on the flow field and lead to an increase in water levels during flood events. Therefore, tools to represent the interaction between flow and vegetation in hydrodynamic numerical models are essential for the design and implementation of important nature-based solutions. Despite many developments in this field, there are still deficits. In particular, this concerns the representation of flexible submerged vegetation as well as the modeling of natural vegetation stands, which are composed of different vegetation types with heterogeneous properties (e.g., with respect to flexibility, density, and height). The objective of this study is to fill these gaps and to demonstrate the possibilities, but also limitations, of vegetation approaches in large-scale applications. An extended vegetation approach for emerged and submerged flexible vegetation as well as two methods for considering mixed vegetation are introduced. The new vegetation approach as well as several existing approaches were implemented in the open-source simulation software Telemac-2D. The investigations were carried out at different scales – from laboratory flumes to a large-scale application study – and include an uncertainty analysis as well as a validation study at natural scale for near-natural conditions. The results show that, in addition to density, vegetation height can have a significant influence on the roughness effect of submerged vegetation. The influence of flexibility depends strongly on the properties of the vegetation, but can lead to a significant reduction of the resistance. In addition, the uncertainty due to the natural variability of the vegetation parameters has a large influence on the results. In the context of an application study, relevant vegetation parameters were derived from existing airborne laser scanning data over large areas. These data are classified 3D point clouds, which were originally acquired for the creation of a digital terrain model. It could be shown that in comparison to vegetation parameters resolved in the area, very good results can be achieved with statistically determined characteristic vegetation parameters. The vegetation is represented by representative vegetation classes in order to consider the different physical mechanisms in the model. This work makes an important contribution to transferring knowledge from science to practice. Existing knowledge gaps regarding the large-scale applications of the hydraulic resistance of floodplain vegetation could be closed. The developed method represents a clear added value in the representation of floodplain roughness in depth-averaged numerical models using innovative methods. The use of vegetation approaches and the derivation of vegetation parameters from remote sensing data allows a detailed, objective and reproducible estimation of the influence of vegetation on the hydrodynamic conditions on overflowing floodplains.
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