How do L2 learners use verbs in sentence processing? Integration and prediction in L2 sentence comprehension
A key question in psycholinguistic research on second language (L2) sentence processing is how L2 users derive sentence structure and meaning from a linear string of words encountered during on-line (real-time) comprehension. Most L2 sentence processing studies have focused on late (adult) L2 learners to examine learners who began learning an L2 after childhood process sentences in the same way as native speakers do (for review, Hopp, 2021; Roberts, 2018). While it is well established that adult native speakers are able to draw upon multiple linguistic sources of information (e.g., lexical, semantic, (morpho)syntactic, and discourse-contextual) and generate predictions about the following input based on their integration, it remains unclear to what extent L2 learners, like native speakers, integrate various types of information and make predictions during sentence comprehension. Against this background, the present thesis aims to draw a detailed picture of the L2 sentence processing system by unravelling the integrative and predictive nature of real-time L2 sentence comprehension as well as the potential role of L1 background in L2 processing. This thesis focusses particularly on L2 processing of verb-specific lexical information during listening and reading comprehension. The reason why this thesis addresses the processing of verb-based information is that verbs play a central role in building sentence structure and interpretation and thus provide a fertile ground for exploring the integrative and predictive processes of real-time sentence comprehension. This thesis reports three studies: Study 1 is a visual world eye-tracking study which probed the use of verb information for predicting upcoming sentence structure. Study 2 is an eye-tracking reading study which investigated the interaction between verb-based and semantic information. In Study 3, a self-paced reading task was conducted to address the interaction of verb-based and discourse-level information sources. All these studies tested L1-German– and L1-Turkish–L2-English learners to examine the extent to which differences in L1 background modulate the L2 processing patterns. Besides the two groups of L2 learners, these studies also tested native speakers of English as the control group, which allows gauging whether and how L2 learners differ from L1 speakers in their use of verb-based lexical information during sentence processing. The results from Studies 1–3 indicated that both L1 German and L1 Turkish learners recruited verb-specific information for prediction just as native speakers do, although L1 effects were observed in the degree and timing of their sensitivity to verb information. The results, however, also showed that L1 German and L1 Turkish learners differed from native speakers in their ability to integrate verb-based lexical information with semantic and discourse-level information. These empirical findings documented that L2 learners may not perform in a native-like manner under increased processing demands, for example, when they are overtaxed by the cognitive demands of integrating multiple sources of information or when L1 effects attenuate the efficiency of processing verb information in the L2. In the context of current approaches to L2 sentence processing, I argue that the observed L1/L2 processing differences do not point to fundamental differences in the architecture and processes underlying sentence comprehension, but are due to limitations in processing resources and efficiency (Hopp, 2010, 2018; Sorace, 2011).
Eine Schlüsselfrage in der psycholinguistischen Forschung zur Verarbeitung sprachlicher Strukturen in der Zweitsprache (L2) ist, wie L2-Benutzer die Satzstruktur und -bedeutung aus einer linearen Wortfolge beim Online (Echtzeit)-Verständnis ableiten. Die meisten L2-Satzverarbeitungsstudien haben sich auf späte (erwachsene) L2 Lerner konzentriert, um zu untersuchen, ob Lernende, die nach der Kindheit mit dem Lernen einer L2 begonnen haben, Sätze auf die gleiche Weise verarbeiten wie Muttersprachler (zur Übersicht siehe Hopp, 2021; Roberts, 2018). Während es allgemein anerkannt ist, dass erwachsene Muttersprachler in der Lage sind, auf mehrere sprachliche (z.B. auf lexikalische, semantische, (morpho)syntaktische und diskurs-kontextuelle) Informationsquellen zurückzugreifen und auf Grundlage ihrer Integration Prädiktionen über den folgenden Input zu generieren, bleibt unklar, inwieweit L2-Lerner wie Muttersprachler verschiedene Typen sprachlicher Informationen integrieren und Prädiktionen während des Satzverständnisses bilden. Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Dissertation darauf ab, ein detailliertes Bild des L2-Satzverarbeitungssystems zu zeichnen, indem die integrative und prädiktive Natur des Echtzeit-L2-Satzverständnisses sowie die potenzielle Rolle des L1 Hintergrunds in der L2 Verarbeitung betrachtet werden. Diese Dissertation fokussiert insbesondere auf die L2-Verarbeitung von verbspezifischen lexikalischen Informationen beim Hör- und Leseverstehen. Der Grund, warum sich diese Dissertation mit der Verarbeitung verbbasierter Informationen beschäftigt, liegt darin, dass Verben eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Interpretation von Sätzen spielen und somit einen fruchtbaren Boden für die Erforschung integrativer und prädiktiver Prozesse des Echtzeit-Satzverständnisses bieten. In dieser Dissertation werden die folgenden drei Studien durchgeführt: Studie 1 ist eine Visual-World-Eyetracking-Studie, die die Nutzung von Verbinformationen zur Prädiktion des bevorstehenden Satzbaus untersuchte. Studie 2 ist eine Eyetracking-Lesestudie, die die Interaktion zwischen verbbasierten und semantischen Informationen erforschte. In Studie 3 wurde eine selbstgesteuerte Leseaufgabe durchgeführt, um die Interaktion von verbbasierten und diskursbasierten Informationsquellen zu untersuchen. All diese Studien testen L1-Deutsch- und L1-Türkisch-L2-Englisch-Lernende, um zu untersuchen, inwieweit Unterschiede im L1 Hintergrund die L2 Verarbeitungsmuster modulieren. Neben den beiden Gruppen von L2 Lernenden wurden in diesen Studien auch englische Muttersprachler als Kontrollgruppe getestet, wodurch beurteilt werden kann, ob und wie sich L2 Lernende von L1-Sprechern in der Nutzung verbbasierter lexikalischer Informationen bei der Satzverarbeitung unterscheiden. Die Ergebnisse aus den Studien 1–3 zeigten, dass sowohl L1-deutschsprachige als auch L1-türkischsprachige Lernende verbspezifische Informationen ebenso wie Muttersprachler zur Prädiktion rekrutierten, obwohl L1 Effekte den Grad und Zeitpunkt der Nutzung von Verbinformationen beeinflussten. Die Ergebnisse zeigten jedoch auch, dass sich L1-deutschsprachige und L1-türkischsprachige Lernende in ihrer Fähigkeit, verbbasierte lexikalische Informationen mit semantischen und diskursiven Informationen zu integrieren, von Muttersprachlern unterschieden. Diese empirischen Ergebnisse belegen, dass sich L2 Lernende unter den erhöhten Verarbeitungsanforderungen in einer L2 in der Satzverarbeitung von Muttersprachlern unterscheiden, beispielsweise wenn sie durch die kognitiven Anforderungen der Integration mehrerer Informationsquellen überfordert sind oder wenn L1 Effekte die Effizienz der Verarbeitung von Verbinformationen in der L2 dämpfen. Im Kontext aktueller Modelle zur L2 Satzverarbeitung argumentiere ich, dass die beobachteten L1/L2-Verarbeitungsunterschiede nicht auf grundlegende Unterschiede in der Architektur und den Prozessen hinweisen, die dem Satzverständnis zugrunde liegen, sondern auf Einschränkungen bei Verarbeitungsressourcen und -effizienz zurückzuführen sind (Hopp, 2010, 2018; Sorace, 2011).
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