Umgang mit Witterungsbedingungen und den Auswirkungen des Klimawandels aus Bauunternehmenssicht
Große Teile der Bauproduktion finden „unter freiem Himmel“ statt. Bauunternehmen werden daher in Abhängigkeit des Gewerks und ihrer Tätigkeit in unterschiedlicher Weise von Witterungsbedingungen beeinflusst. Durch physikalisch-technische Gesetzmäßigkeiten ist die Leistungserbringung bei bestimmten Witterungsbedingungen erschwert oder gar nicht mehr durchführbar. Häufig bleibt das bauausführende Personal („Faktor Mensch“) in der Betrachtung der Witterungsabhängigkeit unberücksichtigt. Die sich aufgrund des Klimawandels verändernden Witterungsbedingungen führen zu veränderten Bedingungen auf den Baustellen. Diese scheinen allerdings bislang noch keinen Eingang in Regelwerke bzw. in die operative Planung und Durchführung der Bauproduktion gefunden zu haben. In Anbetracht der Bedeutung von Witterungsbedingungen während der Bauproduktion zielt die Dissertation darauf ab, den Umgang mit Witterungsbedingungen und den Auswirkungen des Klimawandels aus Bauunternehmenssicht zu analysieren und konkrete Handlungsoptionen abzuleiten. Hierfür werden zunächst rechtliche und normative Grundlagen untersucht, die in Bezug auf Witterungsbedingungen für die Bauproduktion derzeit einschlägig sind. Angesichts der festgestellten Unzulänglichkeiten wird eine Systematik entwickelt, die es ermöglicht, die für die Bauproduktion relevanten meteorologischen Elemente mit möglichen Grenzwerten abzuleiten. Im Ergebnis steht eine Grenzwertzusammenstellung, die sowohl für die Verarbeitung von Materialien als auch den „Faktor Mensch“ Aussagen enthält. Diese Grenzwertzusammenstellung stellt gleichfalls die Basis für die anschließende Vorstellung naturwissenschaftlich-meteorologischer Grundlagen dar. Anhand von Klimadaten und Klimaprojektionen werden Aussagen zu vergangenen und zukünftig erwartbaren Witterungsbedingungen für die Bauproduktion getroffen. Anschließend erfolgt eine betriebswirtschaftliche Betrachtung zur Bewertung der Betroffenheit sowie des Witterungsrisikos der Bauunternehmen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Insbesondere heißere (und trockenere) Sommer werden als relevante neue Herausforderung für die zukünftige Bauproduktion identifiziert. Daher erfolgt weiterführend eine quantitative Analyse der Auswirkungen hoher Lufttemperaturen (und der relativen Luftfeuchtigkeit) auf die Arbeitsproduktivität. Abschließend werden allgemeine Anwendungsfelder mit konkreten Handlungsoptionen vorgestellt. Die identifizierten Maßnahmen adressieren insbesondere branchenspezifische sowie staatliche Institutionen und Einrichtungen. Die wissenschaftliche Betrachtung erfolgt explizit vor dem Hintergrund der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels. Der „Faktor Mensch“ nimmt in der Auseinandersetzung mit der Thematik der Witterungsbedingungen und des Klimawandels – anders als bisher – einen zentralen Stellenwert ein.
Large parts of construction production take place "outdoors". Construction companies are therefore affected by weather conditions in different ways depending on the trade and their activity. Due to physical-technical laws, the performance of services is made more difficult or even impossible in certain weather conditions. Often, the personnel performing the construction work ("human factor") is not taken into account in the consideration of weather dependency. The weather conditions due to climate change lead to changed conditions on construction sites. However, these do not yet seem to have found their way into regulations or into the operational planning and execution of construction production. In view of the importance of weather conditions during construction production, the dissertation aims to analyse the handling of weather conditions and the effects of climate change from the construction company's point of view and to derive concrete options for action. To this end, the legal and normative foundations that are currently relevant with regard to weather conditions for construction production are first examined. In view of the inadequacies identified, a system is developed that makes it possible to match the meteorological elements relevant to construction production with possible limit values. The result is a compilation of limit values that contains statements for both the processing of materials and the "human factor". This compilation of limit values also forms the basis for the subsequent presentation of scientific and meteorological principles. On the basis of climate data and climate projections, statements are made about past as well as future weather conditions that can be expected for construction production. This is followed by a business analysis to assess the impact and the weather risk for construction companies against the background of climate change. In particular, hotter (and drier) summers are identified as a relevant new challenge for future construction production. Therefore, a quantitative analysis of the effects of high air temperatures (and relative humidity) on labour productivity is carried out. Finally, general fields of application with concrete options for action are presented. The identified measures address in particular sector-specific as well as state institutions and facilities.