Technische und rechtliche Rahmenbedingungen des elektromagnetischen Immissionsschutzes in Verteilnetzen
Die Verordnung über elektromagnetische Felder (26. BImSchV) legt in Deutschland Grenzwerte für von ortsfesten Anlagen ausgehende elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder an für die Allgemeinbevölkerung zugänglichen Orten fest. Zusätzlich zur Grenzwerteinhaltung wird im Bereich der energietechnischen Anlagen seit dem Jahr 2016 über eine zusätzlich erlassene Verwaltungsvorschrift (26. BImSchVVwV) eine möglichst starke Verringerung der elektrischen und magnetischen Felder verlangt. Zu diesem Zweck führt die 26. BImSchVVwV eine Reihe von Minimierungsmaßnahmen auf, die bei Errichtung und/oder wesentlicher Änderung einer solchen Anlage zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen sind. Diese Minimierungsmaßnahmen sind zwar in weiten Teilen grundsätzlich wirksam, ihrer Verwirklichung stehen aber oftmals praktische Gründe oder andere Schutzgüter entgegen. Wenige dieser Maßnahmen sind entgegen den Angaben der 26. BImSchVVwV wirkungslos oder bewirken unter Umständen sogar eine Erhöhung der Feldstärken. Gleichwohl führen die oben erkannten Defizite der 26. BImSchVVwV nicht zu ihrer juristischen Angreifbarkeit. Dies liegt daran, dass die 26. BImSchVVwV als sogenannte normkonkretisierende Verwaltungsvorschrift nur einer eingeschränkten gerichtlichen Kontrolle unterliegt und die von ihr als wirksam postulierten Minimierungsmaßnahmen daher auch in einem etwaigen Gerichtsverfahren als solche anzusehen wären. Aus diesem Grund und wegen des von der 26. BImSchVVwV eingeräumten Ermessensspielraums wird es einem betroffenen Netzbetreiber oder einem beteiligten immissionsschutzrechtlichen Nachbarn nur in Ausnahmefällen möglich sein, eine gegebenenfalls von einer Behörde getroffene Auswahl durchzuführender Minimierungsmaßnahmen rechtlich anzugreifen bzw. zusätzlich durchzuführende Maßnahmen durchzusetzen. Abgesehen davon weist die 26. BImSchV auch besondere Vorschriften zur Sicherstellung der Grenzwerteinhaltung für den Fall auf, dass sich elektrische, magnetische und/oder elektromagnetische Felder unterschiedlicher Frequenzen überlagern. Im Falle der Überlagerung der Felder einer Nieder- und einer Hochfrequenzanlage führen die Eigenheiten des Nahfeldes der Hochfrequenzanlage und die Ausgestaltung der Feldstärkegrenzwerte im Hochfrequenzbereich dazu, dass in der Praxis nur bei der elektrischen Feldstärke eine Prüfung auf Grenzwerteinhaltung bei Feldüberlagerung erforderlich ist, während diese bei der magnetischen Feldstärke vernachlässigt werden kann.
The German Ordinance on Electromagnetic Fields (26. BImSchV) establishes limiting values for electric, magnetic and electromagnetic fields originating from fixed installations in places accessible to the general public. In addition to compliance with those limiting values, from 2016 on an additionally issued administrative regulation called the 26. BImSchVVwV also requires the greatest possible minimization of electric and magnetic field strengths, as far as energy equipment is concerned. For this purpose, the 26. BImSchVVwV lists a number of minimization measures that must be examined and, if applicable, implemented whenever such equipment is newly constructed and/or significantly modified. Although most of these minimization measures are effective in principle, their implementation is often opposed to practical reasons or other protected interests. Few of these measures are, contrary to what the 26. BImSchVVwV states, ineffective or may even cause an increase in field strengths. There are other technically effective minimization measures that are not listed in the 26. BImSchVVwV, but these are ruled out for technical reasons or for reasons of disproportionate effort and benefit. Nevertheless, the deficits of the 26. BImSchVVwV identified above do not lead to its legal vulnerability. This is due to the fact that the 26. BImSchVVwV, as a so-called norm-concretizing administrative regulation, is only subject to limited judicial control and the minimization measures it postulates as effective should therefore also be regarded as such in legal proceedings. For this reason and because of the discretion granted by the 26. BImSchVVwV, an affected grid operator or a neighbor will only in exceptional cases be able to legally attack a selection of minimization measures carried out by an authority or to enforce additional measures, respectively. Apart from this, the 26. BImSchV also establishes rules to ensure compliance with the limiting values in the event that electric, magnetic and/or electromagnetic fields of different frequencies overlap. In the case of overlapping fields from a low- and a high-frequency installation, the properties of the near field of the high-frequency installation and the peculiarities of the limiting values lead to an investigation for compliance with the limiting values being necessary only for the electrical field strength, whereas such investigation can be neglected in practice for the magnetic field strength.
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