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Oskar Perron und die klassische Mathematik – Die Zeit von 1930 bis 1960

Die Exzellenzinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat eine heftige Debatte über die Profilbildung an Deutschlands Hochschulen ausgelöst. Eine Differenzierung der Hochschullandschaft wird von Politik und Wirtschaft für erforderlich gehalten, um der Vielfalt der Motive, Talente und Berufsperspektiven der Studierenden Rechnung zu tragen, die vorhandenen Ressourcen zielgerichtet einzusetzen und die Expansion unseres Bildungssystems finanzierbar zu machen. Seitdem versuchen die Hochschulen ihre Profile in Leitbildern darzulegen. Doch die neuen Leitbilder offenbaren, dass sich die Hochschulen mit der institutionellen Profilierung, wenn sie nicht wie bei den Musik- und Medizinhochschulen fachlich oder historisch bedingt ist, schwertun. Eine grundsätzliche Umorientierung ist jedenfalls nicht zu erkennen. Es bleiben deshalb Zweifel, ob in der Realität wirklich etwas Substantielles dazugekommen ist. Ich frage mich aber auch, warum eigentlich die Berliner Philharmoniker so schöne Musik machen. Denn das Orchester musiziert ohne Leitbild. Es hat auch keine Transferstrategie. Und überhaupt, der autoritäre Führungsstil von Simon Rattle – mit erhobenem Taktstock – hat einen Duktus, der den Prinzipien von Transparenz und Partizipation geradezu zuwiderläuft. Ein Orchester ist – wie eine Hochschule – eine Ansammlung von Individuen, neugierig, kreativ und charismatisch. Und es ist die Partitur, die das Orchester zusammenhält und immer wieder aufs Neue formt. Heute Dvorak, morgen Bartok. Heute Unterhaltungsmusik, morgen Händels Halleluja für Hannover 96. Es muss deshalb auch eine „Profilierung im Normalen“ geben, wie einst Wissenschaftssenator Zöllner (2013) formulierte, d.h. dass man seinen Job, wie er ist, schlicht und einfach tut und ihn möglichst gut tut. Denn unsere Aufgabe als Hochschullehrer ist es, junge Menschen an Forschung heranzuführen, ihre individuellen Begabungen zu fördern und zum Wohle der Wissenschaft zu nutzen. Um diese „Profilierung im Normalen“ geht es in meinem Vortrag. Ich spreche über den Mathematiker Oskar Perron, der zur Zeit des Nationalsozialismus an der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrte und fachlich wie menschlich ein Vorbild war. Lassen Sie mich aber etwas früher beginnen, um Ihnen auch das wissenschaftliche Umfeld und die Zusammenhänge zu erläutern, in denen die Geschichte spielt.

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