Gebietsfremde Gefäßpflanzen in Naturwaldreservaten von Rheinland-Pfalz
Floristische und vegetationskundliche Daten aus 21 Naturwaldreservaten (NWR) in Rheinland-Pfalz wurden hinsichtlich ihres Anteils an gebietsfremden Gefäßpflanzenarten (Neophyten i. w. S.) ausgewertet und überregional verglichen, um generelle Trends in der Naturnähe und der natürlichen Waldentwicklung - unabhängig von lokal wirkenden Faktoren – aufzuzeigen. Neben überwiegend zonalen, naturnahen Buchenwäldern bodensaurer Standorte umfasst der Datensatz auch drei Auenwald-Standorte und zwei Moorbirken-Bruchwälder. Als Besonderheit im Ver-gleich zu anderen Bundesländern hat Rheinland-Pfalz zwei NWR mit hohen Douglasien-Anteilen ausgewiesen, um deren Entwicklung ohne forstliche Nutzung zu dokumentieren. Von diesen beiden NWR und zwei NWR mit besonderer Dynamik nach Windwurf sowie einem weitgehend ungestörtem NWR im Biosphärenreservat Pfälzer Wald liegen auch Wiederholungsinventuren vor, die erste Hinweise auf die langfristige Entwicklung des Neophyten-Anteils in NWR liefern. Durch einen Vergleich gezäunter und ungezäunter Flächen in NWR konnte der Schalenwildein-fluss, durch den Vergleich mit angrenzenden, weiterhin bewirtschafteten Beständen der Einfluss der forstlichen Nutzung auf den Anteil gebietsfremder Arten an der Vegetation analysiert wer-den. Gebietsfremde Arten spielen in den naturnahen, nicht mehr bewirtschafteten NWR in Rhein-land-Pfalz insgesamt eine untergeordnete Rolle. Vor allem krautige Neophyten sind ausgespro-chen gering vertreten, insbesondere in den naturnahen Buchenwald-NWR. Auch von Impatiens glandulifera, die in allen Auen-NWR am Rhein vorkommt, geht bisher weder ein Verdrängen ein-heimischer Arten noch ein Verlust an Diversität und Naturnähe aus. Den größten Anteil unter den gebietsfremden Arten bilden die nicht-autochthonen Gehölze, die in der Vergangenheit 142 forstlich angebaut wurden und von denen sich vor allem Picea abies, Larix decidua und Pseudotsuga menziesii in den NWR vielfach spontan verjüngen. Wiederholungsinventuren zeigen unterschied-liche Entwicklungen im Anteil gebietsfremder Arten, wobei vorangegangene Störungen (z. B. Windwurf) einen wesentlichen Einfluss ausüben. Im Vergleich der Aufnahmen von zwei Dougla-sien-reichen NWR kam es innerhalb eines Jahrzehnts zu einem starken Rückgang der Douglasie. Sie ist dort vor allem in der Konkurrenz zur Buche unterlegen, so dass sich ohne waldbauliche Unterstützung hier der Naturnähegrad wieder erhöht hat. Ohne Schalenwildeinfluss (hauptsäch-lich Reh- und Rotwild) sind gebietsfremde Arten tendenziell erfolgreicher. Insbesondere Picea abies und Pseudotsuga menziesii waren im Zaun in Strauchschichthöhe stärker vertreten als außer-halb. Im Vergleich mit bewirtschafteten Wäldern ist der Anteil gebietsfremder Arten in unbewirt-schafteten NWR absolut gesehen niedriger. Durch den geringen Artenreichtum an Gefäß-pflanzen und einem geringeren Deckungsgrad der Bodenvegetation im NWR gleichen sich die Unterschiede zwischen (naturnah) bewirtschafteten und nicht bewirtschafteten Wäldern jedoch weitgehend aus.
Floristic data and data from vegetation surveys were compared across 21 strict forest nature reserves (SFNR) in Rhineland-Palatinate (south-west Germany) concerning the proportion of non-native plant species (alien plant species or neophytes) in order to detect general trends in the naturalness and dynamics of unmanaged forests in Central Europe. Beside the predominant zonal and close-to-nature oligotrophic beech forests the data set included three eutrophic floodplain forests and two oligotrophic bog woodlands. Apart from other German federal states Rhineland-Palatinate established two SFNR with a high proportion of the alien species Douglas fir in order to study the further development of these stands without forest management. Resurveys of these two SFNR and two further SFNR with a high dynamic after windthrow as well as an undisturbed SFNR in the biosphere reserve Palatinate Forest give the opportunity to analyze long-term trends of alien species. A comparison of fenced and unfenced plots allowed an assessment of browsing effects, a comparison of SFNR with close-by managed forests an assessment of forest manage-ment impacts on the relevance of neophytes in forest vegetation. In a regional context the proportion of non-indigenous plant species in unmanaged SFNR in Rhineland-Palatinate is low. Especially in close-to-nature beech forest SFNR alien herb layer species are rare. Even Impatiens glandulifera – well established in all of the investigated floodplain SFNR of the Rhine valley – seems not to suppress native plant species and shows no negative impact on diversity and the degree of naturalness of the riparian forests. Phanerophytes (woody species) have the highest proportion among aliens in the dataset, mainly introduced by planting in the past. Among them especially Picea abies, Larix decidua, and Pseudotsuga menziesii showed the ability to regenerate naturally in the SFNR. Resurveys of disturbed and undisturbed SFNR indi-cated a divergent development in the proportion of alien species. SFNR stands with Douglas fir Wolfgang Schmidt, Michaela Dölle, Steffi Heinrichs & Patricia Balcar: Gebietsfremde Gefäßpflanzen in Naturwaldreservaten von Rheinland-Pfalz 143 showed a strong decrease of Pseudotsuga menziesii mainly outcompeted by beech within one dec-ade. Therefore, without forest management naturalness of the stands has increased. Without deer browsing (mainly roe and red deer) alien plant species seemed to be more successful. Especially Picea abies and Pseudotsuga menziesii are limited by browsing as fencing increased species frequency and abundance of these woody species within the shrub layer. In general, forest management increased the total number of neophytes. But due to the decreasing species richness and the lower coverage of understorey vegetation in the unmanaged SFNR the differences in the propor-tion of alien species in close-to-nature managed forests and unmanaged forests are negligible
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