Möglichkeiten zum Streckenkenntniserwerb in Deutschland: Empirische Untersuchungen, Analyse und Diskussion
Triebfahrzeugführer (Tf) dürfen auf öffentlichen Eisenbahninfrastrukturen in Deutschland eine Strecke nur befahren, wenn sie die erforderliche Streckenkenntnis dafür haben. Streckenkenntnis wird vor allem durch die Mitfahrt bei einem erfahrenen Tf erworben. Dieses Verfahren ist organisatorisch aufwändig und bindet Arbeitszeit. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung und Beurteilung verschiedener Möglichkeiten des Streckenkenntniserwerbs in Deutschland. Zu Beginn der Arbeit wird anhand einer Betrachtung der heutigen Praxis (national wie international) und den damit verbundenen Problemen die Notwendigkeit der Untersuchung dargestellt, inwieweit moderne Medien genutzt werden können, Streckenkenntnis einfacher und flexibler, aber mit gleichem Ergebnis zu vermitteln. Da kaum Literatur zum Streckenkenntniserwerb vorliegt, wurden eine Onlinebefragung und eine darauf aufbauende Simulatorstudie am Fahrsimulator des virtuellen Eisenbahnbetriebslabors des Instituts für Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung (IfEV) durchgeführt. Sowohl bei den 559 Befragten als auch den 31 Teilnehmern des Experiments handelte es sich um als Tf tätige Personen. Die Auswertung der Daten der Simultorstudie legt nahe, dass die beiden am häufigsten angewendeten Verfahren zum Streckenkenntniserwerb (traditionelle Methoden „Mitfahrt“ und „selbständiges Fahren in Begleitung einer streckenkundigen Person“) und das am wenigsten angewendete Verfahren („computerbasiertes Training (CBT)“ als modernes Medium) gleich gut zum Erwerb von Streckenkenntnis geeignet sind. Aufgrund der Tendenzen bei der Betrachtung der Pünktlichkeit und der Aussagen zum persönlichen Wohlbefinden kann geschlussfolgert werden, dass es besser ist, eine Strecke unter Vorhandensein von Streckenkenntnis als mit eingeschränkter Streckenkenntnis zu befahren. Das Kriterium „Sicherheit“ kann nicht abschließend beurteilt werden, da nicht alle sicherheitsrelevanten Aspekte bekannt sind. Es lässt sich aber basierend auf dem heutigen Wissensstand eine Tendenz dahingehend nachweisen, dass das Fahren mit Streckenkenntnis sicherer als das Fahren mit eingeschränkter Streckenkenntnis bei voller Streckengeschwindigkeit ist. Neben der Beantwortung der Fragestellungen werden Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Streckenkenntnis-Richtlinie (VDV-Schrift 755) sowie für die Gestaltung und zu vermittelnden Informationen eines CBT gegeben. Abschließend wird aufgeführt, welche Forschungen vertiefend durchgeführt werden sollten.
Train drivers are only permitted to drive on a public railway infrastructure in Germany if they have the required knowledge of the route, which means that they are familiar with all specifics and characteristics of the route such as locations of the signals or shortened braking distances. Route knowledge is usually obtained by accompanying an experienced driver. This approach is organisationally difficult and time consuming. This thesis deals with the analysis and assessment of various possibilities to obtain route knowledge in Germany. Based on an analysis of the current practice (national and international) and associated problems the need is shown to analyse how modern technology can be used to convey successfully route knowledge more easily and with greater flexibility. As there is hardly any existing literature about “route knowledge”, an online survey of train drivers (559 respondents) was conducted. Based on the results, a simulator study was carried out at the virtual railway laboratory at the Institute of Railway Systems Engineering and Traffic Safety. The study compared the two approaches “driving accompanied by a person with route knowledge” (traditional approach, most used) and Computer-based Route Knowledge Training (CBT) (a seldom used method, but one which benefits greatly from modern technology). All 31 participants of the simulator study were persons working as train drivers. The evaluation of the data of the simulator study suggests that both researched methods to obtain route knowledge are equally well suited. Due to the tendencies in the results for punctuality and the driver’s statements regarding subjective well-being hint to the fact that it is better to drive with full route knowledge than with limited route knowledge only. The criterion “Safety” cannot be conclusively assessed because not all safety-related aspects are known but there are tendencies pointed out that driving with route knowledge is safer compared to driving with limited route knowledge without speed restrictions. In addition to answering the research questions, recommendations are given for the further development of the German regulation about “Route knowledge” called “Streckenkenntnis-Richtlinie (VDV-Schrift 755)“ as well as for the design and information to be conveyed by a CBT. Finally, some ideas for future research are discussed.
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