Zur paläo-ethnobotanischen Erforschung der mittelalterlichen Stadt (Kurzfassung)
Im Leben des Menschen haben Pflanzen seit jeher eine große Bedeutung gehabt. Als Lieferanten vielseitig nutzbarer Biomasse waren sie eine wesentliche Grundlage für die Ernährung von Mensch und Haustier ebenso wie für die Energieerzeugung. Zugleich lieferten sie Werkstoffe, Baumaterial, Fasern sowie Grundlagen für Heildrogen und Farbstoffe. Schließlich hatten viele Pflanzen auch eine Bedeutung im Zusammenhang mit religiösen Vorstellungen bzw. dienten als Schmuck. Erst in jüngerer Zeit sind die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzen in den Hintergrund gedrängt worden. Dies beruht wohl weitgehend auf der durch Chemie und Technologie ermöglichten Erschließung fossiler Biomassereste (Kohle und Erdöl -> Kunststoffe) und deren umfangreicher Nutzung. Daher werden Pflanzen heutzutage oftmals nur noch als Lieferanten von Nahrungsmitteln und Blumenschmuck betrachtet. Fossile Pflanzenreste, die bei archäologischen Ausgrabungen erschlossen werden können, bieten daher günstige Voraussetzungen, um Einblicke in die Lebensmöglichkeiten des Menschen in vergangenen Zeiten zu erhalten. Pflanzen sind zugleich auch gute Indikatoren für die physiogenen und anthropogenen Standortsbedingungen an ihren Wuchsorten. Die Auswertung fossiler Pflanzenreste kann daher zusätzlich über die frühen Umweltverhältnisse und insbesondere über die landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse informieren. Mit der Untersuchung derartiger Pflanzenfunde und den genannten Auswertungsmöglichkeiten befaßt sich die Paläo-Ethnobotanik. Dies ist eine interdisziplinär orientierte Teildisziplin der Botanik, die sich um Erkenntnisse über die frühen Lebensumstände des Menschen ebenso bemüht wie um die Erschließung früher Umweltverhältnisse.
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