Der Zionismus – Entstehung, Grundgedanken, Gegenwartsbedeutung –
Am 02. Mai des Jahres 1860, also vor 150 Jahren, wurde in Pest, einem Teil des heutigen Budapest, ein Junge mit dem ungarischen Namen Herzl Tivadar als Sohn assimilierter deutschsprachiger jüdischer Eltern geboren. Dieser Junge, der sich später Theodor Herzl nannte, sollte gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gründerfigur des Zionismus und damit einer Bewegung werden, die in direktem ursächlichem Zusammenhang mit dem wohl kompliziertesten weltpolitischen Konflikt steht, der uns heute tagtäglich in den Medien begegnet und beschäftigt – dem Nahost-Konflikt oder – genauer – dem Verhältnis des Staates Israel zu seinen arabischen Nachbarn. Unter den vielen Ismen, die das 19. und das frühe 20. Jahrhundert hervorgebracht haben, fällt der Zionismus, also die Bewegung zur Wiederbegründung eines völkerrechtlich anerkannten jüdischen Gemeinwesens nach zweitausendjähriger Zerstreuung, u.a. dadurch auf, daß ihm mit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 ein welthistorisch wohl einmaliger Erfolg beschieden wurde. Im Gegensatz zu dieser positiven Besetzung des Begriffes "Zionismus" steht jedoch die Tatsache, daß er in der weltpolitischen Auseinandersetzung der letzten Jahrzehnte überwiegend für einen Inbegriff des Bösen steht. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den Beschluß der UN-Generalversammlung von November 1975, in der der Zionismus als eine Form des Rassismus gebrandmarkt wurde. Die Beschlußlage wurde allerdings durch Rücknahme dieser Aussage im Jahre 1991 wieder geändert. Seit einigen Jahren haben die Drohungen des iranischen Staatschefs Ahmadinejad, Israel als Hort des Zionismus zu vernichten, dessen Existenz und politischen Gehalt international erneut an den Pranger gestellt. Ganz unabhängig von solch einseitiger Polemik liefern der Zionismus und die Beschäftigung mit ihm über die sich in der Entstehung Israels dokumentierende historische Wirkmächtigkeit hinaus auch Elemente der Erklärung für die Einordnung des gegenwärtigen Nahostkonflikts. Was hat es also – 150 Jahre nach der Geburt und gut 100 Jahre nach dem Tode seines Begründers – mit dem Zionismus auf sich?
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