Feedback

Kohlenstoff – ein ganz besonderer Stoff

Im Herbst 1985 erschien in der Zeitschrift NATURE der elf Jahre später mit dem Nobelpreis gewürdigte Artikel von H.W. Kroto, R.F. Curl, R.E. Smalley und Mitarbeitern über die Entdeckung des C60 Moleküls. Die Autoren hatten das Molekül nach dem exzentrischen amerikanischen Architekten R. Buckminster Fuller (1895-1983) "Buckminsterfulleren" getauft. Als ich zum ersten mal davon hörte, war meine prompte Reaktion: das ist doch nicht möglich! So ein Riesenmolekül und dann auch noch in Fußballform – erlauben sich die Autoren einen Aprilscherz? Aber das Erscheinungsdatum des Artikels war September; offenbar war es doch ernst gemeint! Man muss dazu wissen, dass zu dieser Zeit sehr wenig über molekularen Kohlenstoff bekannt war, wenn man von den Molekülen C2 und C3 absieht, die verhältnismäßig gut erforscht waren. Wir in Heidelberg bemühten uns gerade, die Absorptionsspektren der Kohlenstoffmoleküle C4 bis C7 zu identifizieren. Dabei benutzten wir die Methode der Matrix-Isolation von Kohlenstoffdampf, eine Technik, die William Weltner Mitte der 1960-iger Jahre eingeführt hatte und die es erlaubt, lineare Kohlenstoffmoleküle dieser Größe zu präparieren. Man erkennt: Der Abstand von da bis zum Fußball-C60 ist beträchtlich. Es ist daher keine Übertreibung zu sagen, dass die Entdeckung von C60 eine neue Dimension in der Erforschung molekularen Kohlenstoffs eröffnet hat. Das ist im wörtlichen Sinne zu verstehen. Von den damals bekannten kurzen linearen Ketten sind Kroto, Curl und Smalley zu großen, in sich geschlossenen Käfigmolekülen vorgestoßen. Ihre Entdeckung erinnerte die Forschergemeinschaft an die eigentlich altbekannte Tatsache, daß das Element Kohlenstoff mit Leichtigkeit komplexe Strukturen bilden kann. Diese Fähigkeiten verdanken wir ja auch das organische Leben, wie wir es kennen. Ich habe damals nicht geahnt, dass wir in Heidelberg dieses wunderbar symmetrische C60 Molekül bereits produziert hatten, allerdings ohne es zu wissen. Es bietet sich daher an, etwas über die C60 Entdeckungsgeschichte zu erzählen. Der Leser möge verzeihen, denn diese Geschichte hat etwas romanhaftes an sich, und tatsächlich sind bereits Bücher darüber geschrieben und Filme gedreht worden – vornehmlich in England und den USA, wo die Darstellung von Forschung in der Öffentlichkeit eine lange, ungebrochene Tradition hat.

Cite

Citation style:
Could not load citation form.

Access Statistic

Total:
Downloads:
Abtractviews:
Last 12 Month:
Downloads:
Abtractviews:

Rights

Use and reproduction:
All rights reserved