Moses Mendelssohn: Die Doppelexistenz des Philosophen
Wer von uns weiß heute noch, dass dieser "Sokrates der 18. Jahrhunderts", der nach 1728 nur 57 1/3 Jahre lebte, ebenso sehr als Algebraist und Handelsmann anerkannt und hoch geschätzt war? So rundet das Leben dieses körperlich und sozial benachteiligten Juden gleichzeitig ein gewichtiges Kapitel der Geschichte Brandenburgs Preußens. – Und zwar zu einer Zeit, als dies kleine Königtum noch immer an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges krankte und dem Bankrott nahe war. Somit kamen viele ökonomische, historische, politische Tatsachen ins Spiel, die an diesem Geschehen beteiligt waren, als der 14jährige aus seiner Vaterstadt Dessau 1743 seinem Lehrer, dem gerade ernannten Oberrabbiner Brandenburgs, ins Ausland, nach Berlin, folgte. Dies zu einer Zeit, wo seit 1740 die Juden im Lande des Philosophenkönigs Friedrich II durch die schmähliche Neuabfassung des Judenreglements unter entwürdigenden Bedingungen existierten. Trotzdem war und wurde dies ein ungewöhnlich günstiger Zeitpunkt in der Geschichte Brandenburgs. Denn die Hauptstadt verfügte, trotz aller physischen und sozialen Nachteile, über ein sehr reges intellektuelles Klima, hauptsächlich dank des Einflusses der Hugenottischen Immigranten.
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