Überprüfung von Softwareskizzen und -entwürfen
Software ist ein besonderer Stoff: Produkt auf einem expansiven Markt und ein universelles Medium zur Darstellung von Information. Als Produkt wird Software geplant, entworfen, implementiert, geprüft, verpackt, versandt, installiert, lizensiert, gewartet – und bezahlt. Planung, Entwurf und Implementierung erfordern einen großen Aufwand an hochqualifiziertem Personal und sind entsprechend teuer, der eigentliche Herstellungsprozess aber ist einfach und billig; man braucht dazu weder besonders qualifiziertes Personal noch fertigungstechnischen Aufwand und kaum Materie oder Energie (was den Diebstahl, d.h. die Herstellung von Raubkopien, begünstigt). Software ist aber auch ein Medium zur Darstellung von Information, hier gibt es Parallelen zu biologischen Medien wie der DNS und dem Nervensystem sowie den kulturellen Medien wie dem Buch, dem Film und den Tonträgern. Im Unterschied zu diesen kulturellen Medien ist die dargestellte Information aber dynamisch änderbar, und sie kann durch die darunterliegende Hardware operativ wirksam werden: über angeschlossene Sensoren kann die Umwelt wahrgenommen und durch Aktoren manipuliert werden. Welches also ist die richtige Modellvorstellung für die Herstellung von Software? Zuweilen wird hierfür das Bild der Fabrik bemüht, aber es passt nicht: der Schwerpunkt liegt beim kreativen Entwerfen und Herstellen eines Prototypen, nicht bei dessen Vervielfältigung. Dies trifft auch für das Schreiben von Büchern zu, aber auch dies taugt nicht recht als Analogon: Autoren von Programmen fühlen sich eher als Techniker; man spricht zu Recht von Software Engineering. Nicht schlecht passen Bilder aus dem Bauwesen und der Architektur: Software wird mit erlernbaren Ingenieursmethoden geplant, entwickelt, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten und realisiert, wobei durchaus Raum ist für die individuelle Kreativität des Ingenieurs. Das Besondere an Software ist, daß sich dies alles in der immateriellen Welt der Zeichen, Symbole und Regeln abspielt; an die Stelle der materiellen naturwissenschaftlichen Grundlagen der konventionellen Ingenieursdisziplinen tritt die mathematische Logik.
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