Soziale Unterstützung im Jugendstrafvollzug : Der Einfluss sozialer Beziehungen auf das Befinden und die soziale Einstellung von Inhaftierten
Die Studie untersucht die Auswirkungen sozialer Unterstützung auf die psychische Befindlichkeit und die soziale Einstellung von Inhaftierten im Jugendstrafvollzug. Soziale Unterstützung wird als multidimensionales Konstrukt konzipiert und hinsichtlich verschiedener Facetten (wahrgenommene Unterstützung, erhaltene Unterstützung, Netzwerkkontakte, soziale Integration) erfasst. Als Datenbasis dient eine Querschnittbefragung von 288 männlichen Inhaftierten (16-24 Jahre) aus fünf deutschen Jugendanstalten. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem eine hohe wahrgenommene Unterstützung und enge Bindungen an die Mitinsassen als protektive Faktoren dienen, die zur besseren psychischen Befindlichkeit (Selbstwert, Depressivität, Angst, allgemeines Wohlbefinden) der Inhaftierten beitragen. Häufiger Unterstützungserhalt wirkt sich hingegen dysfunktional aus. Eine hohe Normorientierung der Inhaftierten geht mit häufigen Netzwerkkontakten, guten Beziehungen zum Anstaltspersonal und einem positiven Anstaltsklima einher. Die Funktion sozialer Unterstützung variiert in Abhängigkeit vom Haftverlauf und dem Alter. Selbstwirksamkeit erweist sich als Mediator der Effekte der wahrgenommenen Unterstützung. Die Befunde werden hinsichtlich der Konsequenzen für weitere Forschungen und die Arbeit im Jugendstrafvollzug diskutiert.
The purpose of this cross-sectional study is to examine how adolescents' psychological well-being and social attitudes are influenced by social support during incarceration in a youth prison. Social support is interpreted as a multidimensional construct; accordingly, different types of support (perceived support, received support, frequency of contacts, social integration) are assessed. Participants are 288 male juveniles and adolescents, aged 16 to 24 years, from five German correctional institutions. The results show that high perceived support and intense emotional relationships to prison inmates promote psychological well-being (self-esteem, depression, anxiety, general well-being). In contrast, high received support seems not to be helpful. Pro social attitudes correspond with good relationships with prison staff, a positive social climate and frequent contacts with network members. Moreover, the effects of social support vary with age and length of prison sentence. The findings also show that the effects of perceived support on psychological well-being are to a great extend mediated by self-efficacy. Findings are discussed in view of further research and work in juvenile prisons.
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