Zur Entwicklung der altsteinzeitlichen Phytotherapie im westlichen Eurasien und der indianischen Medizin in Sibirien und Nordamerika
Die ethnobotanische Erfahrung, daß der Mensch einen sehr hohen Prozentsatz seiner Nutzpflanzen (Nutzholz- und Nahrungspflanzen vor allem) als Arzneipflanzen verwendet, ist schon für das Pleistozän belegt; und zwar für die Neandertaler von Shanidar IV in Irak vor 60.000 Jahren wie für die Indianer von Monte Verde II in Chile vor 12.500 Jahren. Der hohe Prozentsatz (50 - 65 %) in der heutigen indianischen wie der mitteleuropäischen Volksmedizin ist ein Relikt aus der Altsteinzeit. Die Nahrungs- und Nutzholzpflanzen des Homo erectus und des Neandertalers waren sogar bis zu 100 % zugleich Arzneipflanzen; sie wurden multifunktionell genutzt und waren der Kern der Phytotherapie im Pleistozän. Die vergleichende Indikationsstatistik für die Medizin der Monte-Verde-Indianer der Späteiszeit und die der heutigen Mapuche in Chile erlaubt einen Einblick in die Phytotherapie und die medizinischen Bedürfnisse im späten Pleistozän (ROSSEN u. DILLEHAY, 1997). Mit dieser Methode werden in der vorliegenden Arbeit die entsprechenden Daten für die Menschen im pleistozänen westlichen Eurasien und für die frühe indigene Medizin Nordamerikas ermittelt. Dabei ergibt sich, daß - durch die Lebensverhältnisse im Eiszeitalter bedingt - die Therapie von Harnwegserkrankungen einen höheren Stellenwert hatte als in der Nacheiszeit und heute. Andererseits hatten die Atemwegserkrankungen früher einen geringeren Stellenwert - bedingt durch die sehr geringe Bevölkerungsdichte-, bis mit der Nutzung der ersten Kulturpflanzen die Besiedlungsdichte und damit die Häufigkeit von Infektionen anstieg; in Nordamerika gilt das Gleiche auch für die Indikation 'Fieber'. Mittel für die Tiermedizin fehlten im Pleistozän mangels Haustieren. Angesichts der Tatsache, daß schon manche Säugetiere einzelne Heil- und Rauschpflanzen nutzen, ist zu vermuten, daß auch die frühen Hominiden in Afrika einzelne Pflanzen in ähnlicher Weise verwendet haben. Erste Anzeichen für einen Gebr
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